Dreadlift hat geschrieben: 30. Okt 2023, 18:01
a) Ich habe explizit nach Lehrkraftanzahl an Grundschulen gesucht, da der Ausgangsbeitrag um diese ging. Da ist es Deutschlandweit eindeutig, Ausnahmen in bestimmten Regionen kann es natürlich geben.
1b) Tut natürlich gut, hat man bei uns ja auch gemerkt, ob es ein Jahrgang mit 25 oder 32 Schülern war. Und ich war immer einer der auffälligsten und trotzigsten Schüler bei uns, aber ein gewisser Respekt und Ehrfurcht vor den Lehrern war immer da. Falls das wirklich mal nicht gereicht hatte, waren immer noch die Eltern im Hintergrund. (Die Zeit in der es Schläge gab, egal ob Schule oder Privat, war bei mir schon vorbei).
2b) Sollte kein "Damals war alles besser" Totschlagargument werden, sondern auf c) "Ursachenbekämpfung" weiterleiten.
c) Einerseits beziehe ich mich auf Lehrer/Pädagogen, da diese, die Dame im Ausgangsbeitrag, wie auch du jetzt, argumentieren, wir bräuchten einfach noch mehr Lehrkräfte, dann wird alles besser. Politiker, da diese die Entscheidungen treffen, wie mit diesen Problemen umgegangen wird. Daher auch die Frage, was hat sich zu früher geändert, dass es da besser, sicher nicht perfekt, funktioniert hat. Mehr Lehrer kann es, laut offiziellen Zahlen, nicht sein. Siehst du die Lösung bei einer Erhöhung der Lehrkraftanzahl? Vielleicht ist sie das, ich sehe es nicht so.
Zunächst mal sorry, weil ich bei dem Thema einfach weniger rational argumentiere, als bei anderen Themen, weil ich einfach selbst maximal betroffen davon bin, sowohl selbst, als auch meine Partnerin, teilweise Familie und auch mein Freundeskreis. Daher übersehe ich vermutlich einige Punkte. Aber:
a) Könntest du mir das mal zeigen? Ich kenne die Zahlen nur aus Bayern, vor allem eben die an einer Universität. Als ich vor Jahren damals noch selbst am Lehrstuhl gearbeitet habe, saßen in meiner Vorlesung des Hauptachs über 100 Leute, jetzt habe ich Praktikanten im 3. Semester bei mir, die mir sagen, dass sie insgesamt (= alle Hauptfächer) noch 20 Leute sind. Dazu werden Seminare (= die "Referendariat-Begleitungs-Veranstaltungen" geschlossen*, weil keiner mehr nachkommt). Dazu sagt meine spontane Suche:
https://deutsches-schulportal.de/bildun ... n-problem/ Lehrermangel ist bei meiner spontanen Suche kein Geheimnis, aber eventuell suche ich auch nicht tief genug, weil ich das Ergebnis für mich schon bestätigt sehe?
b) kaum vorstellbar
c) Siehst du teilweise richtig, teilweise mMn falsch. Was sich geändert hat, weiß ich nicht, weil ich früher (so wie du) der maximale Problemfall am Gymnasium war, aber damit eben noch weit weg von den Problemfällen an Grund- und Mittelschulen war. Ich weiß nicht, ob es damals an den Grund- und Mittelschulen solche Kaliber in solcher Dichte gab, wie heute. Du fragst ja, was für die Lehrkräfte die "Lösung des Problems" sei, damit "alles besser" wird - bitte versuch, zu berücksichtigen, dass wir eben nicht (!) in die Familien rein können, nicht (!) in die Politik rein können, schon gar nicht in die Migrationspolitik. In unserer Bubble, und das ist nun mal die Schul-Welt, ist das einzige hilfreiche Mittel: Mehr Lehrer.
*und um das mal klarzustellen, weil das kaum jemand weiß, wenn irgendein Kultusminister sagt "vor jeder Klasse steht eine Person" - völlig richtig. Aber das sind eben keine Lehrer. Das sind manchmal Lehrer mit kompletter Ausbildung, manchmal Lehrer ohne Referendariat, aber mit erstem Staatsexamen, manchmal Leute im Studium im ersten Semester, manchmal Leute ohne jeden Bezug zu Lehramt, manchmal Quereinsteiger. Wie lange die dann durchhalten, ist die nächste Sache - wir kriegen sie zugeteilt für ein Schuljahr und wenn sie nach ein paar Wochen merken, dass das nix ist, haben wir Pech und müssen die 10-29 Stunden pro Person eben auffangen mit unserer eigenen Reserve, die wir seit Jahren nicht mehr haben.
Gerade dieser letzte Absatz ist der Bevölkerung nicht bewusst. Ja, wir haben Leute an den Schulen. Aber wir haben auch Leute, die aus dem Sportverein zu uns kommen, Quereinsteiger sind, 24 Unterrichtseinheiten Sport pro Woche unterrichten sollen und dann erstmal richtig zerstört werden von den Kids, weil ihnen jedes pädagogische Wissen fehlt.
Ich bleibe deshalb dabei:
Wir an den Schulen können nur wenig ändern und leiden extrem (!) unter den Bedingungen, auch, wenn das immer belächelt wird. Und unter den aktuellen Begebenheiten können wir uns einfach nur Verstärkung, und zwar gut ausgebildete Verstärkung, die nicht nach 6 Wochen für 8 Monate krankgeschrieben wird, wünschen. Und das betrifft dann nur den Lehrkörper an sich, nicht die eine Sozialarbeiterin, die mit 400 Schülern überfordert ist oder den einen Schulpsychologen, der an vielen Schulen gleichzeitig ist und nicht die Räume ohne technische Ausstattung und .....
Wie gesagt - in der Blase, in der wir aktuell arbeiten, merken wir jede Person, die krank ist, oder eben nicht. Und gerade da würde es helfen, wenn es mehr Lehrkräfte gäbe.
Dass das System an sich völlig an die Wand fährt, ist allen bewusst, aber wir sind nur die, die es ausbaden, aber nicht die, die es ändern können. Es wird also mit mehr Lehrern "teilweise besser", würde ich sagen, wenn dich das beruhigt. Alles wird nicht besser, absolut nicht. Aber wir kommen damit zumindest ein paar Monate ohne Burnouts über die Runden.