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NAHOST-KONFLIKT
Luisa Neubauer ist "enttäuscht" von Greta Thunberg – und distanziert sich von Fridays-Posts
Fragwürdige Posts auf dem internationalen Account der Klimabewegung Fridays for Future sorgen für Aufsehen. Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer geht nicht nur auf Distanz zu der Bewegung – sondern auch zur Gründerin Greta Thunberg.
Der Nahost-Konflikt wird zur größten Zerreißprobe für die Klimaaktivisten von Fridays for Future. Der Sturm der Empörung, der der Klimaaktivisten in der vergangenen Woche entgegenwehte, entzündete sich zuvor an einem Beitrag auf dem internationalen Instagram-Konto der Bewegung. "Wie westliche Medien Sie durch Gehirnwäsche dazu bringen, sich auf die Seite Israels zu stellen", hieß es zu Beginn des Posts. Medien würden unter anderem verheimlichen, dass die islamistische Hamas und ihre Attacken auf Israel verwurzelt seien "in 75 Jahren Unterdrückung und ethnische Säuberungen der Palästinenser". Der Beitrag ist mittlerweile nicht mehr online einsehbar, weitere fragwürdige Posts sind jedoch weiterhin auf dem Instagram-Account der Organisation zu finden.
Nachdem sich der deutsche Account der Klimabewegung umgehend von den Äußerungen distanzierte, spricht die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer nun in einem Interview mit der "Zeit" über die Entwicklungen in der Organisation – und greift dabei auch Gründerin Greta Thunberg an. "Dass Greta Thunberg bisher nichts Konkretes zu den jüdischen Opfern des Massakers vom 7. Oktober gesagt hat, enttäuscht mich", sagt Neubauer. Thunberg hatte sich zuletzt mehrmals mit den Palästinensern solidarisiert. "Gerechtigkeit für Palästina", stand auf einem Schild, das sie am vergangenen Freitag beim Klimaprotest vor dem Parlament in Stockholm in den Händen hielt. Viele Stimmen seien derzeit nicht mehr in der Lage, den Konflikt im Nahen Osten als Ganzes zu betrachten, so Neubauer. Daher rühre auch ihre Enttäuschung über die schwedische Klimaaktivistin. "In der Vergangenheit habe ich das bei ihr anders erlebt, als außerordentlich reflektiert und weitsichtig", betont Neubauer. Den Terror gegenüber Jüdinnen und Juden auszublenden sei aus ihren Augen aber nicht richtig.
Luisa Neubauer über Klimabewegung: Offensichtlich, dass gerade einiges zerbricht
Mit dem Nahost-Konflikt wird ein Riss in der Klimabewegung deutlich – der sich laut Neubauer bereits vor dem 7. Oktober andeutete. Man habe sich vorgenommen, sich nicht an dem Thema aufzureiben, um miteinander arbeiten zu können – das habe auch über viele Jahre funktioniert. "Vor anderthalb Jahren gab es dann den ersten Post, bei dem wir uns als deutsche Gruppe distanzierten", erinnert sich die 27-Jährige. In der deutschen Bewegung habe man anschließend Antisemitismus-Workshops gemacht und in die deutsche Arbeitsgrundlage aufgenommen, dass man sich aktiv gegen Antisemitismus einsetze. "Es ist offensichtlich, dass gerade einiges zerbricht", so Neubauer.
Neubauer bedauert, dass sich die deutsche Gruppierung nicht schon früher klarer positioniert habe. "Hätte ich absehen können, dass auf dem internationalen Account von Fridays for Future solche Statements geteilt werden, ohne Absprache, ohne Faktencheck, dann hätten wir uns schon im Vorfeld klarer verortet." Es sei offensichtlich, dass es innerhalb der Klimabewegung unterschiedliche Meinungen zu dem Nahost-Konflikt gebe. "Das rechtfertigt aber weder Antisemitismus noch Desinformation. Und dass es das eben doch gibt, hat mich überrascht. Das habe ich nicht kommen sehen", räumt Neubauer ein.
Die Forderung von Josef Schuster, Präsident im Zentralrat derJuden, sich von der internationalen Organisation abzukoppeln durch eine Namensänderung, teilt Neubauer derweil nicht. "Ich verstehe den Fokus auf den Namen, aber für uns als Bewegung ist das zweitrangig, eine Namensänderung löst nicht das eigentliche Problem, vor dem wir stehen", sagt Neubauer. Ein Fokus auf Deutschland sei der falsche Weg. Die Klimakrise sei global, daher brauche es eine globale Bewegung. Für die deutsche Bewegung gehe es nun darum, mit wem man noch eine Arbeitsgrundlage auf Basis gemeinsamer Werte finden könne. Die internationalen Abstimmungen mit anderen Organisationen habe man hingegen aktuell gestoppt. "Wir fangen entsprechend von vorne an und überprüfen erst mal, ob es aktuell ein geteiltes Wertefundament gibt, mit dem man noch arbeiten kann."
Reicht das als Distanzierung zu Thunberg aus ? Ich finde nicht.. ich sehe da eher ein grundlegendes Problem innerhalb von FFF und ähnlichen Gruppierungen.