clayz hat geschrieben: 25. Mär 2023, 13:21
Das wäre wünschenswert, aber Lehre ist sehr langsam.
Problem ist auch, dass man davon ausgeht, dass sowas nur im Studium oder der Oberstufe relevant wäre.
Jeder 6. Klässler mit einem Handy kann sich aber schon jetzt seine kompletten Hausaufgaben mit Chat gpt lösen lassen. Das ist eine gigantische Herausforderung.
Wie sieht man das von Seiten der Lehrer [mention]Anis[/mention] ?
An der Mittelschule besteht da keine Gefahr.
Zum einen wird es wohl langfristig größtenteils Ganztags-Schulen ohne Hausaufgaben, dafür mit Lern- und Studierzeiten in Präsenz und dementsprechender Überwachung geben. Klassische Hausaufgaben gibt es da also kaum mehr,
Zum anderen gibt es Hausarbeiten in dem Sinn jetzt schon nicht, also diese "zuhause über mehrere Wochen angefertigten Texte" - wir dürfen nur Präsenzleistungen bewerten (also zuhause werden Vokabeln gelernt, in der Schule aber werden sie auf eine Probe geschrieben, das wird dann bewertet).
Darüber hinaus kennt man gerade an meiner Schulform seine Kids ja sehr gut - und je nach dem kann ich mir nicht vorstellen, dass ChatGPT seine Ausdrucksweise so sehr mit Fehlern versehen oder das Niveau so runterkorrigieren kann, dass es authentisch ist (Jungs und Mädels, falls ihr das jemals seht, ihr wisst, ich liebe euch - aber ihr wisst auch, dass ich recht habe).
Und als letzter Punkt: Letztendlich ist es einfach reiner Selbstbeschiss, das gleiche wie Hausaufgaben abschreiben. Kann man machen, bringt einem aber nichts, sofern die Prüfung in Präsenz ist. Das habe ich selbst oft genug erlebt, dass in den Wochenplänen der Lernzeiten Sachen angeblich selbst gemacht wurden, aber in der Prüfung dann nichts ging. Der Fall ist dann relativ klar.
Zur Erkennungsmöglichkeit: Als ich für mein Dozententeam vor einem Monat den didaktischen Faden für ChatGPT rausgebracht habe, kam bei meinen Recherchen noch raus, dass es inzwischen diverse Erkennungsprogramme gibt - unter anderem auch eines von OpenAI selbst, den "Classifier". Aber selbst der Classifier hatte mWn. nur 25 % der generierten Texte erkannt, und dann auch nur die englischsprachigen, die nicht weiter angepasst wurden. In einem Monat kann sich da aber viel getan haben, ich frage mal die Jungs und Mädels, ob jemand da weitergekommen ist
Edit: Dass man als Lehrkraft mit dem Thema völlig allein gelassen wird, ist aber selbstverständlich. In manchen Bundesländern wachen die Kultusministerien langsam auf und bestellen sich Experten ein, um mal eineinhalb Stunden darüber zu referieren, aber so richtig viel geht glaube ich noch nicht vorwärts von offizieller Seite. Es gibt so eine Art Lehrergemeinschaft ohne Freizeitswunsch auf Twitter/Insta/FB, die rasten da aber seit Januar solide aus und haben schon sehr viel privat entdeckt und verbreitet.

Und neben meinem existiert noch mindestens ein weiteres großes Fortbildungsinstitut, das sich ausgiebig damit beschäftigt und vor allem schon eigene KI-Tools produziert, um das Thema als Lehrer zu nutzen. Das ist auch wichtig, weil es für uns mMn. deutlich mehr Nutzen als Risiko darstellt.
Die Grenzen und vor allem Gefahren für die Schule sind mMn. überschaubar, die Chancen hingegen für sämtliche Fächer, Elternkommunikation, Inspiration, Schüler, Lehrer etc. sehr groß. Die Frage ist, wann da von offizieller Seite aus etwas gemacht wird.
Aber solange ich zweimal im Monat Ganztagesseminare für einfachste digitale Lehrertools geben muss, weil Menschen von jung bis alt Bedarf danach haben, gehe ich davon aus, dass ChatGPT2000 im Jahr 2050 mal offiziell in Form eines Leitfadens an uns herangetragen wird - und dieser Fortbildungsbedarf besteht trotz 3 Jahren Corona, Onlineunterricht und auch für Menschen, die frisch aus der Uni kommen (wo teilweise auch online doziert wurde).
